K. & M. Firmengeschichte                                       Erinnerungen von Harald Beck

Wilhelm Mathiesen

Wilhelm Mathiesen         Wilhelm Mathiesen, der am 14.1.1859 in Hamburg als Sohn eines Drechslermeisters geboren wurde und im Alter von 77 Jahren, am 14. Juni 1936, als Vorsitzender des Aufsichtsrates unserer Gesellschaft verstarb, hat sich aus sehr kleinen Anfängen, unter zuweilen großen persönlichen Entbehrungen, zu einer bedeutenden Persönlichkeit emporgearbeitet. Wilhelm Mathiesen war väterlicherseits norwegischer Abstammung; seine Mutter war aus Stade gebürtig. Sein Vater hatte in Hamburg ein Drechslergeschäft, das hauptsächlich Schiffsarbeiten ausführte. Wilhelm Mathiesen hat die Hamburger Volksschule besucht und ist mehrfach Primus gewesen. Er hat jedoch die Schule vorzeitig verlassen, weil seine Eltern ihn in die kaufmännische Lehre bringen wollten und sich eine besondere Gelegenheit hierzu schon vor Abschluss der Schulausbildung ergab.
     Die kaufmännische Lehre wurde 1873 bei einem Hamburger Handelsgeschäft begonnen. Sehr bald zeigte sich jedoch, dass die Interessen des jungen Mathiesen auf ausgesprochen technischem Gebiete lagen und das Kaufmännische ihm keinerlei Interesse abgewinnen konnte. Es ergab sich eines Tages die Möglichkeit des Austrittes aus der kaufmännischen Lehre, und Wilhelm Mathiesen war jetzt glücklich, sich, seiner eigentlichen Veranlagung entsprechend, einem technischem Berufe zuwenden zu können.
     Er nahm eine Lehrstelle als Mechaniker und Dreher bei einer kleinen Hamburger Maschinenfabrik an und besuchte die Gewerbeschule im Maschinenbaufach. Von 1882 bis 1887 war dann für die Firma Schäffer & Budenberg in Magdeburg tätig. Dort fand er auch Gelegenheit, im emsigen Streben seine technischen Kentnisse nach der wissenschaftlichen Seite hin zu vertiefen, da er dort einen Freund und Gönner fand, der ihm auch finanziell behilflich war. Seine ersten technischen Erfindungen - die er später patentrechtlich selbst bearbeitete - stammen aus jener Zeit, in der er den eigentlichen Grund zu seiner späteren technisch-wissenschaftlichen Entwicklung legte.
     Durch einen Freund seiner Hamburger Zeit, der inzwischen bei der Firma Schumann & Köppe in Leipzig tätig war, erfuhr Wilhelm Matthiesen, dass diese Firma einen Werkmeister für ihre neu eingerichtete Abteilung suchte. Diese Stellung reizte Wilhelm Mathiesen, und trotz mancher Bedenken nahm er sie schließlich an. Schumann & Köppe waren damals maschinell nicht so gut eingerichtet wie die Magdeburger Firma. Diese Entscheidung für Schumann & Köppe brachte nun die eigentliche grundsätzliche Wendung in sein Leben, denn hier förderte er seine praktische Ausbildung in der Elektrotechnik und lernte Max Körting kennen, mit dem ihn sein ganzer weiterer Lebensweg aufs engste verband.
     Wilhelm Mathiesen gehörte zu den Pionieren der Kohlen-Bogenlampe; ihm sind viele richtunggebende Neukonstruktion zu verdanken. Auch beschäftigten ihn schon frühzeitig rein beleuchtungstechnische Fragen, die er auch literarisch auswertete, und zwar insbesondere in den Büchern "Das Bogenlicht und seine Anwendung" und "Untersuchungen über den elektrischen Lichtbogen unter Druck". In der Fachwelt hat er sich einen beachtlichen Namen erworben, und seine umfangreichen wissenschaftlichen Arbeiten wurden von der Technischen Hochschule Karlsruhe 1922 durch Verleihung des Dr.-Ing.e.h. anerkannt, nachdem ihm bereits 1918 der Titel eines Königl. Sächs. Kommerzienrates verliehen worden war.