Heinrich Beck, gestorben am 17. August 1937                           Heinrich Beck zum Gedächtnis
Todesanzeige Heinrich Beck                Heinrich Beck 1937                Becksches Familiengrab

Zum Andenken an Heinrich Beck

        Heinrich Beck, geboren am 20. September 1878 in Bad Salzungen als Sohn des dortigen Pfarrers, kam zur Technik über die Praxis. Zwar hat er einige Jahre das Gymnasium besucht, aber mehr sagte ihm zunächst das handwerkliche Lernen zu. Dann kam er über das Polytechnikum Hildburghausen als Gasthörer zu Slaby. Beruflich wandte er sich der Planung elektrischer Anlagen, insbesondere in Fabriken zu. Hierbei regte der elektrische Lichtbogen und sein verwickeltes Regelwerk seine Erfindungsgabe an.
     Damals fast mittellos, richtete er sich mit wenigen 100 Mark geborgten Geldes in einem Küchenraum in Meiningen ein kleines Laboratorium ein und begann mit den Arbeiten, deren Ergebnis die Becksche selbstregelnde Flammenbogenlampe (DRP.149289, Elektrotechn. Zeitschr. 1907, S. 992 bzw. Elektrotechn. Zeitschr. 1910, S. 897) war.
     Zur Auswertung der neuen Erfindung wurde die Deutsche-Becklampen-Gesellschaft gegründet, der später mehrere Tochtergesellschaften im Ausland folgten. Die neue vereinfachte und verbilligte Bogenlampe schlug glänzend ein und gab ihm bald die Mittel, sich von aktiver Teilnahme an der Gesellschaft gänzlich zurückzuziehen. Er ging nach Meiningen zurück und gründete dort ein großes, wohl eingerichtetes Privatlaboratorium, in welchem er seine Lieblingsbeschäftigung, das Studium des elektrischen Lichtbogens, in mehrjähriger Forschungsarbeit fortsetzte.
     So fand er die nach ihm benannte Wirkung des Becklichtbogens mit einer ganz erheblichen Überlastung der, mit Metallsalzen gedochteten Kohlen (Erstes DRP.262913). Die Überlastung ergab eine Steigerung der Flächenhelligkeit des Kraters und damit des Lichtstrahles der mit solchen Lampen ausgerüsteten Scheinwerfer um das Fünffache gegenüber der früher allein verwendeten Reinkohle (vgl. dazu Elektrotechn. Zeitschr. 1914, S. 901, ferner den Originalaufsatz in der Elektrotechn. Zeitschr. 1921, S.993ff., sowie die Arbeit von Gehlhoff über die technische Ausgestaltung der neuen Lampe in der Zeitschr. f. techn. Physik 1920, S. 7, 37, 107 sowie 1923, S. 138).
     Da die deutschen Wehrbehörden sich zunächst nicht zur Einführung der neuen Bogenlampe entschließen konnten (ein weiterer Beweis, wie wenig man selbst damals noch -Anfang 1914- an einen drohenden Krieg dachte), begab sich der Erfinder zur wirtschaftlichen Auswertung seiner Erfindung nach Amerika, wo man sofort den Wert des Neuen erkannte und mit großzügigen Erprobungen begann. Die Versuchsapparate bewährten sich glänzend, doch blieben Enttäuschungen, insbesondere durch unlautere Machenschaften und damit verbundene langwierige Patentstreitigkeiten nicht aus.
     Mitten in die Versuche kam die Nachricht vom Ausbruch des Krieges, worauf sich Beck sofort nach Deutschland einschiffte, um sich der Heimat zur Verfügung zu stellen. Das Schiff wurde jedoch nicht nach Deutschland freigelassen. Hier musste er zusehen, wie sich die ganze Welt seiner durch den Krieg freigewordenen Patente bediente. Selbstverständlich wurde man bald nach Ausbruch des Krieges auch in Deutschland auf das einstmals abgelehnte Patent aufmerksam, und im Zuge des Hindenburg-Programmes wurde die Herstellung der neuen Apparate im Großen aufgenommen.
     Heute werden in der ganzen Welt große Scheinwerfer für Marine und insbesondere Flugabwehr nur noch nach dem Beckschen Prinzip gebaut, während die früher verwendeten Reinkohlenscheinwerfer gänzlich verschwunden sind. Nach dem unglücklichen Kriegsende kehrte Beck nach Deutschland zurück und widmete sich in aller Stille der weiteren Verbesserung und Ausgestaltung seiner Erfindung, obwohl damals für die wirtschaftliche Ausnutzung solcher, in erster Linie für Heereszwecke bestimmter Apparate kaum Interesse bestand.
     Erst in letzter Zeit, und insbesondere durch die Bedürfnisse der neuen deutschen Wehrmacht fanden diese Verbesserungen Anwendung. So konnten zwar die letzten Jahre seinem Schaffensdrang genügen, brachten jedoch auch durch ihre vermehrte Anspannung eine starke Belastung seiner Gesundheit. Mitten im Schaffen, bei der Durchführung neuer grundlegender Messungen starb Heinrich Beck im Alter von 59 Jahren am 17. August 1937 an einem plötzlichen Herzschlag, von allen betrauert, die ihn näher kannten.
     Vielleicht der bemerkenswerteste Zug seines Charakters war seine fast zu große Bescheidenheit. Er hat sich nie nach äußeren Ehrungen und Anerkennungen gedrängt. Auch literarisch trat er selbst nur in einer einzigen größeren Arbeit hervor. Als ein durch seine praktisch-technische Ausbildung "selbst gemachter Mann" hatte er stets den klaren Blick für die Notwendigkeiten der Wirklichkeit, und diesem klaren Blick hat er die Mehrzahl seiner Erfolge zu verdanken. Daneben zeigte er auch eine erstaunliche Beherrschung der theoretischen Grundlagen seines Fachgebietes. Von diesem Erfahrungsschatz war er stets bereit, ihm näher oder ferner stehenden Mitarbeitern oder Fachleuten abzugeben. All diese und ferner jene, die sein feines gütiges Wesen kannten, das zwischen hoch und niedrig keinen Unterschied kannte, werden ihm ein dauerndes, ehrendes Andenken bewahren.


W.Hort
(entnommen der Zeitschrift
für technische Physik
Nr.10, 1937)